Als Leih- und Zeitarbeiter war ich bis Mitte September bei der Telekom als Telefonistin eingestellt, bis alle Luz meiner Abteilung bundesweit kurzfristig entlassen wurden. Insgesamt habe ich dort fast zwei Jahre gearbeitet und in dieser Zeit sehr gut die herrschende Unternehmenskultur der Chefetagen kennen gelernt.
Dies wurde mir jedes mal besonders deutlich, wenn ausgerechnet in stressigen Zeiten Gerüchte zum Thema Festeinstellung auf kamen. Es gab zwar nie irgendwelche offiziellen Aussagen, aber dennoch standen sie immer zum passenden Zeitpunkt im Raum. Die meisten Luz sprangen natürlich sofort auf diesen Zug auf, stellten persönliche Bedürfnisse in den Hintergrund, und arbeiteten in Hoffnung auf eine Übernahme lange so gut und viel wie möglich. Viele Überstunden waren selbstverständlich.
Das endete tatsächlich aber damit, dass wir von Seiten des Vorstandes eine Rund-Mail erhielten, in der man sich für die exzellente Arbeit bedankte, uns aber im selben Atemzug mitteilte, dass wir „nur Luz'en“ seien und befristet eingestellt. Kurze Zeit später waren alle Kollegen entlassen. Adecco zog schnell mit der Telekom gleich und nur einen Tag später hatten wir alle ebenfalls von Adecco die Kündigung im Briefkasten. Nach langer und engagierter Arbeit wurden wir von beiden Unternehmen wie heiße Kohlen fallen gelassen.
Schon in der Streikphase stand dieses Thema im Mittelpunkt. Verdi hatte mehrere Kontakte mit Wolfgang Clement, unserem ehemaligen Arbeitsminister und Vorstandsmitglied von Adecco International, der die Wichtigkeit und Notwendigkeit der Leih- und Zeitarbeit betonte. Dabei hat er leider außer Acht gelassen, dass wir Menschen sind, die ihre Arbeit brauchen wie jeder andere auch und uns deswegen dieselbe Wertschätzung als Mensch entgegengebracht werden muss.
Jeder Konzern besteht nicht nur aus Aktien sondern lebt erst durch seine Mitarbeiter. Wenn er jedoch durch solches Verhalten immer wieder das Klima der Firma zerstört, wird über kurz oder lang der ganze Konzern zu Grunde gehen.
Ich fordere ganz klar die Unternehmensspitze zu einem radikalen Umdenken auf: Sie sind nicht die Marionetten der Großaktionäre sondern in erster Linie Ihren Mitarbeitern verpflichtet.
Die Mitarbeiter der Telekom und auch die ehemaligen Luz'en bieten ein hohes Potential, das das Unternehmen auch auf lange Sicht an der Spitze halten kann.
Dienstag, 27. November 2007
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1 Kommentar:
Hallo.
Ich mochte mit Ihrer Website verdi-info.blogspot.com Links tauschen
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